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„Zur-Ruhe-kommen in Tannheim“

Ein Erfahrungsbericht der Familie Driessen:

Mitten während einer Bildgestaltung im Rahmen der Kunsttherapie in der Nachsorgeklinik Tannheim wurde ich gebeten, über die Familienorientierte Rehabilitation hier in Tannheim zu schreiben. Auf Nachfragen meinerseits (welches Thema?) bekam ich zur Antwort: „Nun, eben über unsere Erwartungen an Tannheim, eben über irgend etwas“.

Das ist nicht ganz der ergebnisorientierte Ansatz, der sonst die Organisation unseres 6-Personen-Haushalts prägt und ohne den unser Familienleben ins Chaos münden würde, aber vielleicht ist dieser Ansatz auch ein Schlüssel, zur Normalität zurück zu kommen.

Diese Zeit des Aufatmens, des Zur-Ruhe-Kommens und der Erfahrung, wieder Zeit für Wesentliches zu haben und nicht nicht nur auf die maximale Optimierung der Zeitausnutzung aus zu sein, auch das ist das Besondere an Tannheim: Man lernt, wieder den Weg als Ziel zu begreifen, dass eben unser Dasein nicht nur durch das Bewältigen von Aufgaben und Schwierigkeiten gekennzeichnet sein kann, dass man auf Dauer nicht gut existieren kann, wenn Emotionen nicht bewusst werden dürfen und der Alltag alles erdrückt, was unser Dasein befreien könnte.

Nun, unser zweiter Sohn Sebastian war im vergangenen Jahr an Leukämie erkrankt (ALL). Zur Zeit der Diagnosestellung war ich 2 Wochen schwanger mit unserem 4. Kind Constanze, die 2 Wochen nach Beendigung der intensiven Phase der Chemotherapie geboren wurde. Johannes, 6 Jahre, und Charlotte, 2 Jahre, waren während der vergangenen Monate weitgehend von anderen Kindern isoliert, um Infektionen für Sebastian zu vermeiden. Mein Mann verbrachte insgesamt ca. 5 Monate nachts bei Sebastian in der Klinik, wir Eltern sahen uns nur noch, um die Organisation des Alltags zu bewerkstelligen.

Constanzes Geburt war dann wie eine Erlösung für die Familie: Fokussierung auf etwas Neues, weg von der Krankheit Sebastians hin zum Leben. Angekommen in Tannheim mit einem 6 Wochen alten Säugling, 3 weiteren Kindern, Eltern und jeder Menge Gepäck fühlten wir uns zunächst wie im Urlaub. Dass Tannheim allerdings andere Qualitäten als Urlaub bereithält, konnten wir langsam nach einer Woche merken. Dann nämlich wich die große Anspannung und es gab Raum in Gesprächen, die Enttäuschungen und Gefühle der Vergangenheit aufzuarbeiten.

Es gab Raum, es waren wieder Aktivitäten möglich: im Schwimmbad, an der Kletterwand, im Kindersport, beim Schwimmen oder beim Reiten. Wir konnten uns entspannen bei Massagen oder die Natur im Schnee beim Langlaufen oder Schlittenfahren genießen. Es gab Raum für die Eltern zu langen Gesprächen, ohne die nächste Katastrophe bei den Kindern oder den nächsten Termin im Nacken.

Es gab Raum für die Kinder, Entspannung in Musik oder beim Malen zu finden, Aufmerksamkeit durch das Entstehen und „Begreifen“ von Ton zu erleben, mit Materialien zu hantieren und dabei schlicht Freude zu empfinden. Sebastians Augen strahlten, wenn er auf dem Pony „Kenny“ ritt oder es morgens vor dem Frühstück schon im Stall begrüßte.

Wir hatten an Sebastians Glück Anteil, wenn er berichtete, wie er Spaghetti aus Ton machte, sich eine Höhle modellierte, um den Goldschatz darin zu verstecken oder eine Kerze formte, die alles wieder hell machen würde. All dies steht im krassen Gegensatz zum vergangenen Jahr, wo Sebastian physisch und psychisch extrem beeinträchtigt war und dies die gesamte Familie in seinen Bann gezogen hatte.

Nach 4 Wochen Tannheim haben wir neuen Mut für die Realität zu Hause, neue Kraft, Gelassenheit und Luft zum Atmen. Ja, wir freuen uns auf Zuhause und fühlen uns „geerdet“, um die Realität mit neuem Elan zu erleben und um unser Familienleben weiter zu formen. Tannheim hat uns wieder erfahren gelehrt (wie es Bertrand Piccard, der Ballonfahrer und Psychoanalytiker ausdrückte) „the beautiful presents of life“ (so etwas, was Tannheim eben für die gesamte Familie ist…) „come in ugly paper“ (Sebastians Erkrankung).

Wir möchten allen Mitarbeitern der Klinik von Herzen danken, dass sie uns diesen Weg aufgezeigt haben und wir ihn als Familie neu gehen dürfen.

» Die Nachsorgebehandlung ist im Fall einer onkologischen Erkrankung von besonderer Bedeutung, da die Chemotherapie und die Lebensbedrohung die Patienten und ihre Familien enorm belastet.

Kontakt

Nachsorgeklinik Tannheim gemeinnützige GmbH

Gemeindewaldstraße 75
78052 VS-Tannheim
Telefon: 07705 / 92 00
Fax: 07705 / 92 01 99
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